Die Liga-Qualifikation gegen den Playout-Verlierer der National League darf nur bestreiten, wer aufstiegsfähig ist. Das heisst: Wer die infrastrukturellen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für die National League erfüllt. Olten, Visp und La Chaux-de-Fonds haben das entsprechende Gesuch fristgerecht eingereicht. Wobei es zu einer historischen Schmach kommen könnte: Visp liegt in der Tabelle auf dem 9. Platz und es könnte sein, dass zum ersten Mal in der Geschichte ein Klub ein Aufstiegsgesuch gestellt hat, der sich nicht einmal für die Playoffs in der Swiss League zu qualifizieren vermag. Aber das nur nebenbei.
In der Regel bewilligt die Lizenzkommission die Aufstiegsgesuche und falls erforderlich werden beide Augen zugedrückt. Die Gesuche von Olten und Visp sind eigentlich nur Formsache. Interessant wird hingegen sein, ob der HC La Chaux-de-Fonds im Falle eines Falles die Liga-Qualifikation bestreiten darf. Sportlich sind die Chancen intakt. Aber letzte Saison erhielt der Klub nur eine Ausnahmebewilligung. Weil die Infrastruktur als nicht tauglich für die höchste Liga taxiert worden ist. Allenthalben herrschte dann bei den zuständigen Gremien nach der Niederlage der Neuenburger in der Liga-Qualifikation gegen Ajoie Erleichterung.
Brisant nun: Die Infrastruktur ist nach wie vor die gleiche wie vor einem Jahr. Die 1953 – also vor 70 Jahren – errichtete Patinoire des Mélèzes (auch Les Mélèzes) im Südwesten der Stadt genügt in keinerlei Hinsicht auch nur den Mindestanforderungen der höchsten Liga. Das Stadion bietet insgesamt 5600 Zuschauern Platz, davon 1200 auf Sitzplätzen. Nur in einem Bereich hält die Arena einen Vergleich mit dem modernsten Hockeystadion im Land (dem ZSC-Tempel) aus: Es hat viel zu wenig Parkplätze.
Kann es sein, dass es zu einer Verweigerung der Aufstiegsbewilligung für La Chaux-de-Fonds kommt? Das würde die politische Hockey-Landschaft rocken und als Entscheid gegen die welsche Hockeykultur interpretiert. Immerhin ist der 1919 gegründete HC La Chaux-de-Fonds einer der legendären Klubs, von 1968 bis 1973 sechsmal hintereinander Meister. Nach einem zwischenzeitlichen Abstieg bis in die höchste Amateurliga sind die Neuenburger im Frühjahr 2000 zum bisher letzten Mal in die höchste Liga zurückgekehrt. Nach einer Saison erfolgte 2001 gleich wieder die Relegation. Seither gehört der HC La Chaux-de-Fonds meistens zu den Spitzenteams der zweithöchsten Liga und im letzten Frühjahr gewannen sie die Swiss League. Auch diese Saison sind die Chancen auf einen Titelgewinn intakt und kein anderes Team lockt so viele Fans an (2979 pro Partie).
Wenn die Aufstiegsbewilligung nicht erteilt wird, gibt es die Möglichkeit, den Entscheid an die Rekurskommission der Liga weiterzuziehen. Mit ziemlicher Sicherheit wäre ein solcher Rekurs chancenlos: Die Liga beurteilt solche Fälle in der Regel ganz nüchtern nach den tatsächlichen Voraussetzungen und nimmt keine Rücksicht auf politische oder nostalgische Sensibilitäten.
Ein Klub hat das Aufstiegsgesuch nicht gestellt, der eigentlich die Voraussetzungen für die höchste Liga hat: der EHC Basel. Soeben haben die Basler den Aufstiegsaspiranten und Tabellenführer Olten mit 4:1 (und 40:22 Torschüssen) in begeisternder Art und Weise vom Eis gefegt. Zum ersten Mal in dieser Saison blieben die Oltner bei einem Heimspiel ohne Punkt. Der Gewinn der Swiss League kann nicht ausgeschlossen werden. Warum also kein Aufstiegsgesuch? Sportchef Kevin Schläpfer sagt: «Weil es noch zu früh ist. Wir sind nach acht Jahren im Amateurhockey erst vorletzte Saison aufgestiegen. Jetzt bereits ein Aufstiegsgesuch zu stellen, wäre irgendwie arrogant. Wir wollen erst eine solide Basis erarbeiten.»
Es ist nicht ganz ausgeschlossen, dass nur Olten und Visp die Aufstiegsberechtigung erhalten. Dann müsste der Playout-Verlierer der National League wohl nur noch Olten fürchten. Die Frage mag ketzerisch sein. Aber sie ist berechtigt: Wollen die Oltner wirklich aufsteigen? Im Sommer mussten sie die Finanzen in Ordnung bringen. Nach einer sportlich bäumigen Saison und einem verlorenen Playoff-Final gegen La Chaux-de-Fonds. Ergibt es Sinn, den Aufstieg in die höchste Liga anzustreben, wenn es schon schwierig ist, das Geld für die Swiss League aufzutreiben? Diese Frage wird – natürlich – nicht öffentlich erörtert. Aber Präsident Marc Thommen dürfte sie im kleinen Kreis schon gelegentlich stellen.
Vieles deutet darauf hin, dass der Verlierer der NL-Playouts ausnahmsweise nicht um den Klassenerhalt zittern muss.